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WM 1986 - Mexiko

13.WM in Mexiko 1986 - Weltmeister: Argentinien

Diego Armando Maradona - der König der WM


Verdienter Lohn fur einen der gro?ten Fu?baller aller Zeiten - Maradona mit dem Weltpokal
22. Juni 1986. Azteken Stadion. Mexiko City. Viertelfinale zwischen Argentinien und England. Es ist ein heißer und schwüler Tag. Diego Armando Maradona bekommt den Ball an der Mittellinie. Der Kommentator der BBC flüstert ins Mikrophon:

"Maradona dreht sich wie ein kleiner Aal, weg von der Gefahr. Dieser kleine, untersetzte Mann. Links von Butcher. Lässt ihn einfach stehen. Rechts von Fenwick. Lässt ihn einfach stehen und schiebt den Ball ins Tor. Und deshalb ist Maradona der beste Spieler der Welt! Er hat die gesamte englische Abwehr begraben! England 0 - Maradona 2!"

"Der König der WM"
Die Stimme des argentinischen Kollegen überschlägt sich: "Das ist das schönste Tor der WM-Geschichte!" schreit er ins Mikrophon. "Diego Armando Maradona! El rey de la Copa del Mundo (der König der WM)!"

In der Tat. Maradona gewann die WM 86 ganz alleine. Mit zehn argentinischen Statisten um ihn herum.

Es war eine grandiose WM-Endrunde in Mexiko. Begeisterung. "La Ola" schwappte durch volle Stadien. Offensivfußball und spannende Begegnungen. Die Fifa hatte aus den skandalösen Taktierereien bei der WM in Spanien gelernt. Den Gruppenspielen folgten sofort Achtelfinal-Spiele im K.o.-Modus.

Erfolgreiche Taktik in den Gruppenspielen
Nach einem 1:1 gegen Uruguay und einem 2:1-Erfolg über Schottland war Deutschland schon eine Runde weiter. Im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark ging es um Platz eins und zwei. Teamchef Franz Beckenbauer wählte den richtigen Schlachtplan. Der Gruppensieger traf nämlich im Achtelfinale auf die starken Spanier, der Zweite auf Marokko. Dänemark schlug Deutschland 2:0 und durfte nach einer 1:5-Niederlage gegen Spanien die Koffer packen.

Die Nationalelf tat sich gegen Marokko lange schwer und qualifizierte sich erst in der 88. Minute durch einen 30-Meter-Freistoß von Matthäus. "Immerhin sind wir die ersten, die Marokko geschlagen haben", philosophierte Klaus Allofs

"Ein bisschen Maradonas Kopf. Ein bisschen die Hand Gottes" - Maradonas 1:0 gegen England
"Gott hat uns ins Gesicht geschaut"

Im Viertelfinale wartete der Gastgeber Mexiko. In der Wüstenstadt Monterrey musste nach torlosen 120 Minuten das Elfmeter-Schießen entscheiden. Dank des großen Rückhalts Toni Schumacher siegte das Beckenbauer-Team 4:1. "Der liebe Gott hat uns heute ins Gesicht geschaut", meinte der "Kaiser" erleichtert. Deutschland im Halbfinale.

Auch die anderen Viertelfinals gestalteten sich dramatisch. In einer an Klasse kaum zu überbietenden Partie schlug Frankreich nach Elfmeterschießen die Zauberer aus Brasilien. Noch in der 82. Minute war Zico mit einem Strafstoß an Joel Bats gescheitert. "Wir scheiden aus, ohne verloren zu haben", klagte Alemao.

Maradona hatte die Argentinier bisher alleine ins Viertelfinale geführt. Gegen England setzte sich diese Tendenz fort. Mit der Hand traf "El pibe de oro" (Goldjunge) zum 1:0 (50.). "Ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes", meinte er später. Ein Solo über das halbe Feld zum 2:0 (55.). Gary Linekers Anschlusstreffer nutzte nichts mehr.

Wieder Frankreich im Halbfinale
Im Semifinale trafen die Deutschen wie vier Jahre zuvor auf die Franzosen, die nach mehreren Glanzvorstellungen favorisiert waren. Karl-Heinz Rummenigge tönte jedoch selbstbewusst: "Die Franzosen haben doch vor uns die Hosen gestrichen voll." Andreas Brehme und Rudi Völler trafen beim nie gefährdeten 2:0-Erfolg. Deutschland zog ins Finale ein.

Argentinien löste ebenfalls das Final-Ticket. Und zwar gegen das Überraschungsteam aus Belgien. Müßig zu erwähnen, wer gegen die Roten Teufel beide Treffer erzielte. "Mit Maradona wären wir jetzt im Finale", sagte Belgiens Torhüter Jean-Marie Pfaff hinterher. Mit Maradona wäre 1986 jede Mannschaft ins Finale eingezogen.

Ausgerechnet Schumacher patzt
Deutschland - Maradona also. Und der Kaiser setzte Lothar Matthäus im Finale gegen den Goldjungen. Der machte seine Sache exzellent. Dennoch schienen die Argentinier übermächtig. Beim 1:0 patze Schumacher, der "wie ein gelber Zitronenfalter" ("Süddeutsche Zeitung") an einer Flanke vorbei segelte. Brown nickte zur Führung ein. Valdano erhöhte nach 56 Minuten auf 2:0.

Deutschland gab sich nicht geschlagen. Besonders die angeschlagenen Routiniers drehten auf. Rummenigge verkürzte auf 1:2, Völler schaffte das Unmögliche und glich acht Minuten vor Schluss aus. "Wir schlagen sie da, wo sie unschlagbar schienen: in der Luft", jubelte TV-Reporter Rolf Kramer.

Rudi Voller (l.) macht nach 0:2-Ruckstand das 2:2 im Finale - es sollte den Deutschen nicht reichen Entscheidender Pass von Maradona
Aber getragen vom Enthusiasmus suchte die DFB-Elf die Entscheidung und machte auf. Ausgerechnet Maradona, der bis dato von Matthäus völlig ausgeschaltet worden war, spielte mit der Fußspitze einen genialen Pass. Freie Bahn für Burruchaga. Hans-Peter Briegel hechelte um sein Leben hinterher.

"Toni, halt den Ball... nein. 3:2 für Argentinien. Und jetzt lassen die deutschen Spieler zum ersten Mal die Köpfe hängen." Rolf Kramers Worte hätten die Enttäuschung nicht besser beschreiben können. Burruchagas Tor fünf Minuten vor Schluss sicherte Argentinien den Titel. Wieder nur Vize-Weltmeister.

Dennoch lobte Beckenbauer: "Ich stelle den Erfolg von Mexiko noch über meinen eigenen Titelgewinn 1974." Zudem streckte der genialste und kontroverseste Spieler aller Zeiten den Pokal verdient in die Höhe: Diego Armando Maradona, "El Rey de la Copa del Mundo!"

Was sonst noch passierte:
Marokko überstand als erstes afrikanisches Team in der Geschichte die Vorrunde bei einer WM.

Wegen der brutalen Spielweise Uruguays in der Vorrunde, verbannte die Fifa deren Trainer Omar Borras auf die Tribüne und verhängte eine hohe Geldstrafe gegen die Südamerikaner. "Der brutalste Haufen, der je auf einem Fußballfeld gesehen wurde", meinte der Daily Mirror.

Vor dem Achtelfinale Brasilien gegen Polen kursierte der Spruch: "Der Papst ist polnisch, aber Gott ist ein Brasilianer." Gott schlug den Papst 4:0.

Vor der WM stand Argentiniens Trainer Carlos Bilardo heftig in der Kritik. Besonders der Erfolgscoach von 1978, Cesar Luis Menotti, kritisierte: "Der Nichtskönner zerstört das Herz unseres Fußballs mit seiner Betonstrategie." Angel Cappa urteilte über Bilardos Pragmatismus: "Sie essen nur, um zu scheißen."

In der Qualifikation kassierte Deutschland beim 0:1 gegen Portugal die erste Niederlage in einem WM-Qualifikationsspiel.

Dänemark war zum ersten Mal bei einer WM-Endrunde dabei.

Der Uruguayer Sergio Batista war der Spieler, der die früheste Rote Karte der WM-Geschichte erhielt. Gegen Schottland musst er schon nach 56 Sekunden unter die Dusche.

Eigentlich hatte die Fifa die Endrunde an Kolumbien vergeben. Doch 1982 stellte das Land fest, dass die Ausgaben dem hochverschuldeten Land über den Kopf wuchsen. Der Staatspräsident Kolumbiens gab die WM an die Fifa zurück. "Wir sind das einzige Land der Welt, das es abgelehnt hat, Gastgeber der WM zu sein", trauerte Fußballpräsident Alfonso Senior.