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WM 1930 - Uruguay

1. WM in Uruguay 1930 - Weltmeister: Uruguay

Rosenkränze und Leibwächter

Der erste Weltmeister Uruguay - nach dem Finalsieg gab es reichlich Tränen
13 Länder in vier Gruppen nahmen an der ersten WM in Uruguay teil. Eine Qualifikation war nicht nötig. Die Fifa und die Gastgeber hatten die Mannschaften eingeladen.

Wegen der strapaziösen Anreise hatten große Teams wie England, Spanien, Italien und Holland verzichtet. Der Enthusiasmus im Land war dennoch enorm. Kurios: Wegen starker Regenfälle wurde das Stadion "Centenario" erst am sechsten Tag des Turniers fertiggestellt.

Skandalöser Schiedsrichter
Am 13. Juli 1930 stieg das erste WM-Spiel der Geschichte. Frankreich schlug Mexiko 4:1. Und das in Unterzahl. Nach zehn Minuten verletzte sich Torwart Alex Thepot und wurde vom Feldspieler Chantrel ersetzt. Auswechslungen waren noch nicht erlaubt.

Chaos in der Gruppe A nur zwei Tage später. Argentinien ging neun Minuten vor Schluss gegen die Franzosen 1:0 in Führung. Kurz darauf pfiff Schiedsrichter Almeida Rego die Partie ab. Sechs Minuten zu früh - und das gerade als Langiller auf dem Weg zum möglichen Ausgleich war. Nach einiger Aufregung wurde das Spiel fortgesetzt. Es blieb jedoch beim 1:0.

Der "Infiltrador"
Im letzten Gruppenspiel stellten die Argentinier gegen Mexiko einen gewissen Guillermo Stabile auf. Der "Infiltrador" machte auf Anhieb drei Tore und wurde später Torschützenkönig des Turniers (acht Treffer). Argentinien gewann 6:3. Der Referee verhängte fünf (!) Elfmeter.

Die USA erteilten in der Gruppe D Belgien eine 3:0-Lektion. Dabei halfen sieben schottische Ex-Profis, die die Amerikaner zuvor eingebürgert hatten. Ein weiteres 3:0 über Paraguay bedeutete den Gruppensieg für die USA.

100.000 Zuschauer bei erstem Auftritt der Gastgeber
Auch Favorit Uruguay setzte sich ohne Mühe durch. 100.000 Zuschauer sahen den ersten Auftritt der Gastgeber gegen Peru (1:0). Ein 4:0 über Rumänien bedeutete das Halbfinale. In Gruppe zwei setzte sich Jugoslawien als einziges europäisches Team durch.

Im Halbfinale trafen die Gastgeber auf Jugoslawien, Argentinien auf die USA. Das Wunschfinale zwischen Uruguay und Argentinien zeichnete sich ab. Die Neuauflage des olympischen Finales 1928 in Amsterdam, das die Uruguayer erst im Wiederholungsspiel 2:1 gewonnen hatten.



Leibwächter für den Referee
Argentinien schickte die Amerikaner mit 6:1 nach Hause. Die Gastgeber schlugen Jugoslawien mit demselben Resultat. Wieder zeigte Referee Rego eine wahnwitzige Leistung. Beim Ausgleich der "Urus" übersah er drei Spieler im Abseits. Das reguläre 2:2 der Europäer annullierte der Brasilianer. Im Finale standen also Uruguay und Argentinien.

Die Zeitungen beider Länder hatten die Stimmung angeheizt. Schiedsrichter Langenus bat um Leibwachen hinter den beiden Toren. Die frühe Führung der Gastgeber durch Dorado glich der Argentinier Peucelle prompt aus. Stabile schockte Uruguay mit seinem 2:1 in der 24. Minute.

Das "Centenario" in Montevideo - Ort des ersten WM-Endspiels der Geschichte
Mit Rosenkränzen zum Ausgleich

Der Frauenblock im Stadion vertraute auf zahllose Rosenkränze und schickte Stoßgebete gen Himmel. Dies wurde in der 60. Minute durch das 2:2 von Cea belohnt. Der argentinische Wille war gebrochen. Iriarte und Castro per Kopfball krönten Uruguay zum ersten Weltmeister (4:2).

Fifa-Präsident Rimet hatte Mühe, die Siegesfeiern zu beschreiben. "Nie zuvor habe ich solche Beispiele von emotioneller Leidenschaft und Begeisterung erlebt (...) Als die Fahne Uruguays am Siegesmast hochstieg, die Spieler (...) weinend dem Fahnentuch nachschauten, schien sich das ganze Volk (...) im Stolz zu verbinden", schrieb der Franzose in seinen Memoiren.

"Märchen-WM"
Auch die wirtschaftliche Bilanz des Turniers gestaltete sich positiv. Deutsche Zeitungen wetterten zwar nachher über das "Märchen von der WM". Doch in den meisten europäischen Ländern wurde die WM als sinnvolle Einrichtung gewürdigt.

Schon am nächsten Turnier in Italien nahmen auch alle großen Europäer teil.



Was sonst noch passierte:
Ramon Gonzales (Paraguay) erzielte beim 0:3 gegen die USA das erste Eigentor einer WM.

Bert Patenaude markierte beim 3:0 über Paraguay den ersten WM-Hattrick.

Der Franzose Lucien Laurent schoss im Spiel gegen Mexiko das erste Tor der WM-Geschichte.

Die Partie zwischen Rumänien und Peru wollten nur 300 Interessierte sehen. Das ist bis heute Negativrekord und wird es wohl auch bleiben.