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Albtraum in der Fussballarena

30.03.2005 | Netzcode: 10696534
Albtraum in der Fußballarena
Oberpfälzer entkommt den Krawallen in Slowenien

Celje/Weiden (lur) - André Heindl freute sich auf ein tolles Fußballerlebnis. Gemeinsam mit sieben Freunden vom "1. DFB Fanclub Stiftland Adler" reiste der Oberpfälzer in der Nacht auf Samstag nach Slowenien, um Ballack, Podolski und Co. beim Freundschaftsspiel gegen Slowenien zu unterstützen. Was die Stiftländer dann aber in Celje erlebten, glich einem Schreckensszenario: "Es war ein Albtraum", berichtet Heindl am Dienstagnachmittag.

Rowdys aus Ruhrgebiet

Der Reihe nach: Als die Fußballfans nach einer langen Busfahrt am Sonnabend um 14 Uhr in Celje ankommen, wird ihnen sofort klar, dass diesmal viele Hooligans angereist sind. "Die erkennt man sofort", erklärt Heindl. Die Krawallmacher - viele aus dem Ruhrgebiet - tragen ihr typisches Outfit: spezielle Markenshirts, jedoch keinerlei Fankluft wie zum Beispiel Deutschlandschals.

Viele der Chaoten waren rechts angehaucht, "was normalerweise nicht der Fall ist", erläutert der 30-Jährige. Die Hooligans kämen aus allen Schichten der Gesellschaft. "Da ist jede Klientel vertreten - vom Maurer bis zum Rechtsanwalt." Was die Hooligans verbindet, sei lediglich "die Lust am Schlägern und das Ziel, Chaos zu verbreiten", sagt Heindl, der wie seine Kollegen geschockt auf den Aufmarsch der Prügelchaoten reagiert.

Als die Oberpfälzer die Altstadt besuchen, um "gemütlich etwas zu essen", kommt es zu den ersten Zwischenfällen. Vom Lokal aus beobachten sie, wie etwa 15 Polizeibeamte einen Mob von rund 150 Hooligans verfolgen. "Wenn es ernst geworden wäre, hätte die Polizei keine Chance gehabt. Die Randalierer haben mit denen Katz und Maus gespielt", erzählt Heindl, der nicht nachvollziehen kann, dass die slowenischen Ordnungshüter es versäumt haben, die Radaumacher schon bei der Einreise aus dem Verkehr zu ziehen.

Von der Altstadt kehren die "Stiftland Adler" am Spätnachmittag zurück ins Hotel "Europa". Das ist mittlerweile zerlegt. "Der Biergarten des Hotels war komplett verwüstet. Da stand kein Stuhl mehr." Auch das

Mc-Donald's-Restaurant und ein Einkaufsgeschäft in der Nähe des Gasthauses sind demoliert. Das Schlimmste steht den Oberpfälzern aber noch bevor: Die Krawalle im Stadion. "Die Einlasskontrollen waren unter aller Kanone", berichtet Heindl. Seine Kritik: zu wenige Pförtner hätten die Fans zu rigoros überprüft. Die Folge: Vor dem Stadion staut sich eine Menschenmasse, die immer aggressiver wird. Schließlich stürmen rund 100 Chaoten den Eingangsbereich und gelangen mit Flaschen und Feuerwerkskörpern in die Arena. Eine halbe Stunde nach Anpfiff fliegen im Block der deutschen Fans die ersten Stühle. Auf den oberen Rängen befinden sich die Hooligans, unten die echten Fans - darunter Väter mit ihren Kindern. "Denen war die Angst ins Gesicht geschrieben", berichtet Heindl.

Fast vom Feuer getroffen

Aber auch die Stiftländer müssen um ihre Gesundheit bangen. "Einen Meter neben uns schlugen Stühle und ein bengalisches Feuer ein", so der Fanclubvorsitzende. Vom Spiel bekommen die Fußballanhänger nicht viel mit. Zu sehr sind sie damit beschäftigt, die eskalierende Situation im Auge zu behalten. Heindl, dessen Fanclub sich klar von den Hooligans distanziert, meint schließlich: "Wir hatten mehr oder weniger Glück."

Bleibt die Frage, ob sich derartige Vorfälle auch während der Weltmeisterschaft 2006 ereignen könnten. Heindl bleibt diesbezüglich gelassen: "Ich habe da keine großen Befürchtungen. Die deutsche Polizei ist gut ausgebildet."