Sie sind hier: Statistik WM-Geschichte  
 STATISTIK
WM-Geschichte
Rekordnationalspieler
Rekordtorschützen

WM 1958 - SCHWEDEN
 

6. WM in Schweden 1958 - Weltmeister: Brasilien

Die Geburt des "Königs der Welt"

Zwei der Größten in Aktion - Garrincha trifft den Pfosten, Pele lauert
Bereits 1950 in Brasilien erteilte die Fifa Schweden den Zuschlag für 1958. Eine Philosophie, die von da an weiter praktiziert werden sollte, um dem Ausrichter ausreichend Zeit für die immer komplexer werdende Organisation der Endrunde einzuräumen.

Nicht zuletzt wegen des Fernsehens, das 1954 in der Schweiz zum ersten Mal übertragen hatte, wuchs die Popularität der Fußball-WM. Hunderte von Journalisten und Technikern begleiteten die Zuschauer in die Stadien.

Niedergang der Ungarn
52 Nationen hatten gemeldet, die durch die Qualifikation mussten. Deutschland und Schweden waren automatisch qualifiziert. Am 8. Juni 1958 wurde die erste Partie der vier Vierergruppen angepfiffen.

Das Interesse der Besucher hielt sich in der Vorrunde in Grenzen. Dort schied Ungarn bereits aus und es wurde deutlich, dass die Ausnahmestellung der Magyaren endgültig vorbei war. Deutschland hatte mit Argentinien, der Tschechoslowakei und Nordirland eine schwere Gruppe erwischt.

Deutschland im Viertelfinale
Dem 3:1 über die Gauchos folgten zwei 2:2-Unentschieden. Die Herberger-Elf stand im Viertelfinale. Argentinien musste nach einem 1:6 gegen die Tschechen die Heimreise antreten.

Unter den letzten Acht blieb nur ein Team aus Südamerika übrig: Brasilien. Die Selecao hatte zwei Steine des Anstoßes im Kader. Den Rechtsaußen Garrincha und einen gewissen 17-Jährigen, Edson Arantes do Nascimento, auch Pelé genannt. Trainer Vicente Feola (El Gordo, "der Dicke") stellte beide erst auf Druck des Teams und der Medien auf.

Und Pelé schoss die Mannschaft prompt ins Halbfinale. Dort wartete auf die Deutschen nach dem Sieg über Jugoslawien Gastgeber Schweden. Der 24. Juni sollte im Ullevi-Stadion ein denkwürdiges Spiel sehen.

Ror fur den Juskowiak gegen Schweden - das Ende fur die DFB-Elf
"Deutscher Kriegsfußball"

Schon zuvor hatte die schwedische Presse den deutschen Stil als "Kriegsfußball" charakterisiert. Im Stadion heizten Antreiber mit Megaphonen und Mikrophonen die Atmosphäre an. "Für die Schweden ist die WM eher eine Gelegenheit, ihre ultrapatriotische Gesinnung zu demonstrieren", kommentierte die Zeitung "La Suisse". Es stand 1:1 und die Deutschen hielten die Partie unter der Führung des 38-jährigen Fritz Walter offen.

Eine gewisse Überhärte der Schweden tolerierte Referee Zsolt aus Ungarn. Juskowiaks Revanchefoul nicht. Er sah zurecht Rot. Fritz Walter konnte nach einem schweren Foul teilweise nicht mehr mitspielen und humpelte über das Feld. So verlor Deutschland am Ende 1:3.

Auch das Spiel um Platz drei ging verloren. Beim 6:3 gegen Frankreich erzielte Just Fontaine vier Treffer und wurde mit 13 Toren Torschützenkönig.

Brasilien "mit europäischen Vokabeln nicht zu beschreiben"
Die Franzosen hatten im Semifinale die Segel gegen Brasilien streichen müssen. Mit kindlich glänzenden Augen erlebten die Besucher die wahre Geburt eines der Größten: Pelé traf beim 5:2 drei Mal. "Das 4-2-4-System und der Sturmwirbel um Garrincha, Vava und Pelé schien nicht von dieser Welt. Eine Beschreibung sei mit europäischen Vokabeln gar nicht möglich, weil es für die ständigen Tricks keine Worte gibt, da sie selbst in Europas Fußball nicht vorkommen", jubelte die "Frankfurter Rundschau".

So mussten sich auch die "irdischen" Schweden im Finale verneigen. Pelé nahm den Ball mit dem Oberschenkel an, lupfte ihn über den eigenen Kopf und traf volley ins Tor. 54. Minute. 3:1. Einer der schönsten Treffer der WM-Geschichte. Noch einmal Pelé, Zagalo und zwei Mal Vava sorgten für das nie gefährdete 5:2.

Tranen der Freude - Pele wird nach dem Finale gefeiert
Pelé - König der Welt

Die Zuschauer feierten die Zauberer vom Zuckerhut. Die bedankten sich mit einer Ehrenrunde mit der schwedischen Fahne. Pelé brach in Tränen aus. Der uruguayische Schrifsteller Eduardo Galaeno schrieb: "Dieser junge Mann von 17 Jahren stieg in der Kunst des Fußballspiels zum König der Welt auf." Brasilien war zum ersten Mal Weltmeister. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben...

Was sonst noch passierte:
Das 0:0 der Gruppenphase zwischen Brasilien und England war das erste torlose Remis einer WM-Endrunde.

Der 19-jährige Brasilianer José Giuseppe Altafini wechselte nach der Endrunde zum AC Mailand und trug 1961 nach seiner Einbürgerung das Trikot Italiens.

Vor der WM in Schweden hatte Brasiliens Teampsychiater davon abgeraten, Pelé und Garrincha mit zur Endrunde zu nehmen. Pelé ist zu infantil. Er ist zu jung, um Aggression zu spüren und angemessen darauf zu reagieren, meinte Joao Carvalhaes. Außerdem hat er nicht das notwendige Gefühl für Teamgeist. Das Urteil über Garrincha war noch vernichtender. Bei einem Test holte der Spieler 23 von 123 Punkten. Das reiche nicht mal, um einen Bus zu fahren.

Torschützenkönig Just Fontaine (13 Treffer) kam nur zufällig mit zur WM, da sich der etatmäßige Stürmer Raimond Blair verletzt hatte. 13 Mal traf niemals wieder ein einziger Spieler in einer Endrunde.

Nach dem Ausscheiden gegen Schweden rollte eine hässliche Anti-Schweden-Welle durch Deutschland. Reifen schwedischer Autos wurden zerstochen, schwedische Menüs waren nicht mehr auf der Speisekarte, einige Auftritte schwedischer Künstler wurden annulliert. DFB-Chef Dr. Peco Bauwens forderte, diesen Boden nicht mehr zu betreten.

Der Schotte Bobby Collins erzielte gegen Paraguay das 500. Tor der WM-Geschichte.

Gut, dass Weltmeister Brasilien eine medizinische Betreuung hatte. Eine Untersuchung des Kaders konstatierte: 470 zu behandelnde Zähne, Würmer und Parasiten, Blutarmut und sogar einen Fall von Syphilis.

Mit 17 Jahren and 239 Tagen ist Pelé der jüngste WM-Torschütze aller Zeiten.