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WM 1938 - FRANKREICH
 

3. WM in Frankreich 1938 - Weltmeister: Italien

Fußball im Morgengrauen der Eskalation

Der Erfolgscoach: Vittorio Pozzo (l.) wurde zum zweiten Mal mit Italien Weltmeister
Während der Olympischen Spiele in Berlin 1936 bekam Frankreich den Zuschlag für die WM 1938. Repräsentativ und schön waren zwei Attribute, die sich diese Endrunde beileibe nicht verdiente.

Die Südamerikaner hatten auf den Vier-Jahres-Turnus und Argentinien als Austragungsort plädiert. Doch Jules Rimet setzte Frankreich durch. Aus Protest zogen acht Verbände ihre Meldung zurück. Darunter Argentinien und Uruguay.

Briten ignorieren WM erneut
Die Briten ignorierten die WM mit ihrem Snobismus der "splendid isolation" erneut. "Die FA sieht sich nicht in der Lage, ihren Standpunkt hinsichtlich eines WM-Turniers aufzugeben." Mit diesem Telegramm sagte das Mutterland ab.

Auch Spanien, das 1934 nur knapp im Viertelfinale an Weltmeister Italien gescheitert war, fuhr nicht nach Frankreich. Dort herrschte Bürgerkrieg zwischen den Republikanern und dem faschistischen Diktator Franco. Überhaupt schwebten über der Endrunde schon die bedrohlichen Vorboten des Zweiten Weltkrieges.

Fünf der besten Teams fehlen
Österreich hatte sich zwar sportlich qualifiziert, wurde nach Hitlers Einmarsch in der "Ostmark" aber von der sportlichen Landkarte gefegt. Trainer Sepp Herberger erhielt die Order, eine Mannschaft zu formen, deren Verhältnis deutscher zu österreichischer Spieler 6:5 oder 5:6 betragen musste.

Es fehlten also mit Argentinien, Uruguay, England, Spanien und Österreich fünf der damals weltbesten Teams.

Pfiffe gegen Deutschland
Reichstrainer Herberger stand in der Vorbereitung vor enormen Problemen. Wie sollte er Österreicher und Deutsche zu einem homogenen Team formen? Am 4. Juni 1938 eröffnete Deutschland die WM gegen die Schweiz im Pariser Parc des Princes. Nach dem anfänglichen Nazigruß musste die deutsche Elf 120 Minuten unter gellenden Pfiffen spielen und wurde mit Wurfgeschossen malträtiert. Die Partie endete 1:1.

Da auch dieses Turnier im K-o-System ausgetragen wurde, kam es fünf Tage später zum Wiederholungsspiel. Nach einer 2:0-Führung verloren die Deutschen 2:4. Ein weiterer Favorit war ausgeschieden. Der Spielverlauf könnte "wegen der psychologischen Rückwirkung auf das Pariser Publikum auch unter der politischen Rubrik eingestuft werden", schrieb die "Neue Züricher Zeitung".So sehen echte Weltmeister aus - zumindest 1938: der Turniersieger Italien
Leonidas - der schwarze Diamant

Weltmeister Italien mühte sich mit einem 2:1 über Norwegen in die nächste Runde. Turbulent ging es bei Brasilien gegen Polen zu. In der Verlängerung wollte der südamerikanische Stürmer Leonidas da Silva barfuß weiter spielen, was ihm der Referee untersagte. Auch mit Schuhen machte der Stürmer vier Tore und Brasilien gewann 6:5.

Im Viertelfinale ging der Stern der Brasilianer auf. Im Wiederholungsspiel gegen die CSR überragte wieder Leonidas und die Brasilianer gewannen 2:1. Italien schlug Gastgeber Frankreich mit den Superstars Piola und Meazza 3:1. Die Einnahmen dieser Partie übertrafen gar die des Endspiels.

Italien verteidigt Titel
Ungarn schlug Schweden im Halbfinale. Titelverteidiger Italien setzte sich 2:1 gegen Brasilien durch. Die Südamerikaner waren durch das Fehlen des verletzten "Diamante negro" (Leonidas) jedoch erheblich geschwächt.

Am 9. Juni traf Italien im Pariser Stade de Colombes im Finale auf Ungarn. Zwei Mal Colaussi und Piola trafen zum 4:2-Endstand. Vittorio Pozzos Team war zum zweiten Mal hintereinander Weltmeister. Bis 1950 sollte es vorerst die letzte WM-Endrunde gewesen sein...

Was sonst noch passierte:
Die USA hatten für die WM 1938 zunächst gemeldet, mussten es dann wieder rückgängig machen. Ihre aus England stammenden Spieler wollten sonntags keinen Fußball spielen.

Drei Wochen nach dem Anschluss Österreichs durften die Österreicher noch ein letztes Länderspiel austragen. Gegen Deutschland. Im Wiener Prater-Stadion gewann Österreich 2:0. Die Gastgeber registrieren die Partie noch heute als offizielles Spiel. Der DFB ignoriert das Match immer noch in seinen Annalen.

Der Pole Willimowski erzielte gegen Brasilien vier Tore. Dennoch verlor sein Team 5:6. Dieses Leid musste bis heute niemand mehr erfahren..

Der Kapitän der Brasilianer, Alvaro Cancado, wurde Dr. Nariz genant. Nariz war der Spitzname des Arztes aus Brasilien und bedeutet "große Nase".

Kuba schaffte die größte Sensation der WM. Nach einem 3:3 schlugen die Südamerikaner Rumänien im Wiederholungsspiel 2:1.

Der tschechische Torwart Frantisek Planicka erlitt im Spiel gegen Brasilien einen Armbruch, spielte jedoch in der Verlängerung weiter, ohne einen Treffer zu kassieren.

Der Italiener Silvio Piola war einer der besten Spieler des Turniers und ist in Italien heute noch wegen seiner artistischen Einlagen bekannt. Nach seinen zwei Treffern gegen Gastgeber Frankreich taufte ihn die französische Presse "Borreau des Francais" - "Franzosen-Henker".