Der Münchner Neubau war in einem Maße ein Politikum, wie es bis dahin wohl bei keinem Bau einer deutschen Sportstätte der Fall gewesen sein dürfte. Die Konzentration verschiedenster Lobbys auf ein Begehr, beziehungsweise die Abkehr vom Großprojekt, liegt dem zu Grunde. Begonnen mit Debatten um den Umbau des urheberrechtlich geschützten Olympiastadions über die Wahl eines Standortes für einen Neubau und die städtische Beteiligung sowie die Infrastrukturmaßnahmen bis hin zur Einbindung des Münchner Traditionsvereins TSV 1860 gab es kaum einen Punkt auf der Agenda, der nicht für erhitzte Gemüter und beachtliche Wege der Entscheidungsfindung gesorgt hätte. Mitunter schien eine Realisation kaum noch möglich, der FC Bayern,
ohnehin ein "Umland-Verein", erwägte sichtlich genervt und trotzig - aber mit taktischem Kalkül - öffentlich die Option, außerhalb des Stadtgebiets auf eigene Faust zu bauen.

Letzten Endes kam es zum Bürgerentscheid für das Areal in Fröttmaning und somit gab es grünes Licht für die Umsetzung des Modells von Herzog & de Meuron. Das Gelände muss mit enormem Kostenaufwand komplett erschlossen werden. Auch wenn die Arena Heimstatt beider Münchner Vereine sein wird, kann man das Stadion als Statussymbol der Bayern sehen. "Die Sechzger" sitzen mit im "Schlauchboot" (einer der Spitznamen für das extravagante Stadion). Der Preis hierfür ist freilich, dass sich der Verein von seiner Fanszene entfremdet und die Geltung als ursprünglicher Verein der Münchner aufs Spiel gesetzt hat.

München erhält ein Stadion mit Weltgeltung - hierfür steht der Rang des FC Bayern und die Architektur sowie die hochkarätigen Spiele, die hier -nicht allein während des FIFA-World Cups 2006 - ausgetragen werden.
Die Allianz Arena verfügt als einziges Stadion in Deutschland durchgehend über drei Zuschauerränge, ein
Merkmal der "Königsklasse".

Tja, das Stadion gehört ganz eindeutig zu meinen absoluten Top-Stadien und wird bei der WM 2006, aber auch bei den Spielen des FC Bayern und TSV 1860 München in der Bundesliga wahrscheinlich das Beste sein, was die deutsche Stadionwelt zu bieten hat.